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MARLENES STILKOLUMNE: MODEMÜDE










Es war letzten Mittwoch. Kann aber auch Donnerstag gewesen sein. Ich lag auf dem Sofa und las eine Zeitschrift. "Mode, die schlank macht" oder etwas in der Art stand über dem Artikel. Ich aß das letzte Stück Stulle und guckte mir die Hosen an, in denen man auf der Stelle eine Kleidergröße verlieren soll. Dann legte ich die Zeitschrift weg, ging ins Schlafzimmer und zog eine Jogginghose an. Ich sah nicht auf der Stelle schlanker aus. Bloß so wie ich mich fühlte: überarbeitet, müde, bocklos.

Mein Spiegelbild, blöde Sau, sagte gleich: Das ist aber nicht optimal. Willst du dir nicht wenigstens ein bisschen Mühe geben? Nö, sagte ich, heute nicht. Heute will ich mich nicht besser anziehen, als es mir geht. Heute kannst du mir mit jeglicher Selbstoptimierung gestohlen bleiben. Mir ist wurscht, ob meine Oberschenkel in einer anderen Hose zwei Zentimeter an Umfang verlieren würden. Oder ob man diese Saison überhaupt noch Jogginghosen tragen darf. Hast du mal rausgeguckt? Es stürmt, es schneit, es hat -10 Grad. Ich bin nicht in Modestimmung. Hab keine Lust darüber nachzudenken, ob man dieses Frühjahr nur Jeans in rosa oder in waldmeister trägt. Und welche Länge diese Jeans haben müssen. Welchen roten Lippenstift ich kaufen sollte, der genau zu meinem Teint passt. Ob ich nicht ein neues Brillenmodell bräuchte. Die einzige Frage, die mich gerade interessiert: Warum ist Käse gerieben immer besser als in Scheiben?

Heute ist Sonntag. Ich habe immer noch meine Jogginghose an. Nur nicht mehr mit einem verschlonzten Pullover, sondern mit einem Jeanshemd und hohen Schuhen und meinem Lieblingslippenstift, "Lady Danger" von Mac. Ich brauchte mal kurz eine Pause. Damit mir wieder aufffallen konnte, dass mir eigentlich vollkommen egal ist, ob "Lady Danger" nun der richtige Rotton für mich ist oder nicht. Ich mag ihn halt. Nebenbei passt er auch gut zu rosa Jeans. Oder doch welche in Waldmeister? Vielleicht mach ich mir erstmal eine Stulle...

Marlene