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ZEHN FRAGEN ZUM KINDERKRIEGEN (UND EIN BABYJAHR IN BILDERN)

















Diese Woche gibt es eine Zehn Fragen-Sonderausgabe: Steffi hat mir zehn Fragen zum Thema Kinderkriegen gestellt. Und ich ihr zum Thema Heiraten. Passend dazu gibt es ein paar Fotos aus den ersten Monaten mit Fanny. Ich hoffe, ihr hattet eine schöne Woche! Und danke für eure Paris-Kommentare gestern. Ich hab mich so darüber gefreut.

Warst du dir zu 100 Prozent sicher, dass du schwanger werden wolltest? Nicht generell, nur zu dem Zeitpunkt? Ich finde, den richtigen Zeitpunkt zu finden, ist die Hölle. Alle sagen ja immer, den gibt es nicht. Gibt es ihn?
Ganz sicher nicht. Ich glaube, es gibt immer noch tausend Dinge, die man unbedingt machen möchte, Karriere, die Welt bereisen, zu zweit sein, dieses eine Projekt. Irgendetwas ist ja immer, oder? Und dann gibt es diese Stimme in dir, die sagt: Ich würde gerne eine Familie sein. Ich würde gerne ein Kind bekommen. Ich habe einfach diesem Wunsch vertraut, diesem Gefühl, und aufgehört, mich zu fragen, ob das jetzt der richtige, der perfekte Zeitpunkt ist oder nicht. Wenn der Wunsch nach einem Kind da ist und du wirklich schwanger bist, ist jeder Zeitpunkt, und sei er noch so falsch, der richtige.

Wie ging es dir, als du dann wirklich schwanger warst?
Ich konnte es nicht glauben und hab gleich noch einen Test gemacht. Und dann noch einen. Ich habe mich wahnsinnig gefreut, richtig begriffen habe ich es aber erst, als ich das erste Ultraschall-Bilder gesehen habe. Man kann nicht wirklich viel erkennen, ein kleines weißes Knäuel, und doch ändert sich von einer Minute auf die nächste ALLES. Ich hab geheult vor Glück. Ich hatte ganz schön Schiss. Ich hätte nie gedacht, dass man ein kleines Knäuel so lieben kann. Tut man aber. Von der ersten Sekunde an.

Wächst man in den Gedanken einer Geburt hinein? Bereitet einen der Körper, bereiten einen die Hormone vor? Wird die Angst davor irgendwie gemildert? Je älter man wird, desto schlimmere Geschichten hört man ja...
Ich hatte unheimlich Angst vor der Geburt. Nicht nur vor den Schmerzen, sondern auch vor dem Tag, an dem man unwiderruflich zur Mutter wird. Was natürlich total merkwürdig ist, weil ich mich ja gleichzeitig so gefreut habe auf Fanny. Aber so ist das in der Schwangerschaft: man hat alle Gefühle gleichzeitig und nur noch als Superlativ. Und da waren so viele Fragen in meinem Kopf. Werde ich eine gute Mutter sein? Was, wenn ich keine gute Mutter bin? Und werde ich die Geburt überhaupt aushalten können oder werde ich das ganze Krankenhaus zusammenbrüllen? Was, wenn ich eine totale Memme bin? Oh Gott, wie peinlich wäre das denn? Ich habe Yoga gemacht und das richtige Atmen geübt. Ich habe einen Geburtsvorbereitungskurs gemacht. Ich habe mit Frauen gesprochen, die schon Kinder haben. Und es hat alles nichts geholfen. Ich habe mich total verrückt gemacht. Die Geschichten, die man so hört, sind ja eigentlich alle immer nur schrecklich. Zwei Wochen vor meinem Termin saß ich mit meiner Hebamme auf dem Sofa und war völlig fertig. Sie hat mich ganz fest angesehen und gesagt: "Du kannst das. Ich weiß das. Und du weißt das auch, hör nur mal in dein Herz hinein. Es hat übrigens einen Grund, dass die Geburt im Englischen "Labour" heißt. Die Geburt ist ein hartes Stück Arbeit, aber nichts, was man nicht irgendwie hinkriegt. Und am Ende von diesem harten Stück Arbeit hältst du deine Tochter in den Armen." Von diesem Moment an wusste ich, dass ich das wirklich schaffen werde. Plötzlich hatte ich keine Angst mehr. Nicht mal, als es dann wirklich los ging.

Falls du wissen willst, wie die Geburt ist: wirklich ein hartes Stück Arbeit. Eine Dimension von Schmerz und Langstrecke, die ich vorher noch nicht kannte. Es tut einfach unfassbar weh. Und ich hab ungefähr 500 Mal gedacht, dass ich es einfach nicht mehr schaffe. Und trotzdem kriegt man es irgendwie hin. Und trotzdem würde ich es gleich morgen noch einmal machen, weil es kein größeres Glück, keinen schöneren Moment in meinem Leben gegeben hat als den Moment, in dem ich Fanny zum ersten Mal in den Armen hielt. In dieser Sekunde ist alles vergessen. In dieser Sekunde ist alles nur noch Liebe. (Und es ist dir vorher so egal, ob du das ganze Krankenhaus zusammen brüllst...).

Stimmt das Gerücht, dass sich, sobald das erste Kind da ist, die Prioritäten, die Sichtweisen auf vieles verändern, der Job einem nicht mehr so wichtig ist wie früher? Oder ist das nur kurz so und dann freut man sich auch wieder aufs Büro?
Bei mir hat das erste Jahr ganz und gar Fanny gehört. Ich liebe meine Arbeit und meinen Beruf, aber die ersten Monate wollte ich gerne bei meinem Kind sein, sie kennenlernen, uns kennenlernen. Diese Zeit gibt es nur ein einziges Mal, und ich wollte sie nicht verpassen. Hab ich meine Arbeit vermisst? Ehrlich gesagt: überhaupt nicht. Das ändert sich gerade wieder. Jetzt freue ich mich, dass Fanny ab März in die Kita kommt und ich wieder mehr arbeiten kann. Was die Prioritäten angeht: Die haben sich tatsächlich verändert. Das Muttersein hat mich entspannter gemacht. Weil jeder Tag eigentlich nie so ist, wie man ihn sich ausgedacht hat, wird man ganz automatisch ein bisschen unerschütterbarer. Früher habe ich mich immer wahnsinnig an Kleinigkeiten aufgerieben. Und mir alles reingezogen. Seit Fanny da ist, kreise ich ein bisschen weniger um mich selbst. Das hat mir ziemlich gut getan.

Wie meisterst du das mit der Müdigkeit? Akzeptiert man sie irgendwann als neue Mitbewohnerin und hasst sie nicht mehr nur?
Es gibt Tage, da könnte ich im Stehen einschlafen. Die sind aber die Ausnahme. Fanny schläft zwar immer noch nicht durch, man gewöhnt sich aber irgendwann an diesen Rhythmus und die Müdigkeit ist eher so etwas wie ein Hintergrundrauschen.

Was hättest du gerne vorher gewusst?
Wie wenig von all den Fragezeichen und Grübeleien übrig bleibt, wenn das Kind einmal auf der Welt ist. In der Sekunde, in der du Mutter bist, funktioniert alles von ganz allein. Man weiß, was zu tun ist, ohne überhaupt darüber nachzudenken.
Wie anstrengend es ist. Eine Freundin sagte mir vor der Geburt immer: "Schlaf, soviel du nur kannst. Setz dich ins Café und lies eine Zeitschrift. Leg dich zwei Stunden in die Badewanne. Geh ins Kino." So dramatisch wird es schon nicht sein, dachte ich immer. Aber sie hatte natürlich recht. Manchmal sehnt man sich wirklich nach einer Stunde für sich ganz allein. Nach einem Kaffee, der nicht kalt ist. Mal eine Email zu schreiben, ohne dass zwei Patschepfoten kommen und deine Betreffzeile in "aödfjadcaalfökadf" umbenennen. Oder danach, mal wieder in Ruhe ein Paar zu sein.
Wie unfassbar schön und richtig es sich anfühlt, Mutter zu sein. So müde, fertig, genervt ich manchmal bin: Ich habe mich auch noch nie so angekommen und ganz gefühlt.

Was würdest du Frauen, die übers Kinderkriegen nachdenken, mit auf den Weg geben?
1. Nach der Geburt fängt ein anderes Leben an.
2. Du wirst müde, fertig und völlig durch sein.
3. Und du wirst morgens um sechs in der Küche sitzen und vor Rührung heulen. Weil dich dieser kleine Mensch beim Aufwachen angelächelt hat. Oder weil er dir einen Kuss gibt und seine Arme um dich schlingt. Oder weil er "Mama" sagt.
4. Kinderkriegen verändert einen als Paar. Ihr werdet euch vermutlich nie so nah und so fern sein wie im ersten Jahr mit Kind.
5. Du wirst so mutig, stark, klar, organisiert und zäh sein, wie du es nie von dir gedacht hättest.
6. Mach dir nicht so viele Gedanken.
7. Es gibt im Kreißsaal keinen Tapferkeitsorden. Was auszuhalten ist und was nicht, entscheidest ganz allein du. Wenn es zu schlimm wird, frag nach einer PDA.
8. Das Leben ist nicht vorbei, nur weil du ein Kind bekommst. Wirklich nicht.
9. Mach es, du wirst es nicht bereuen.

Der schönste Moment mit Fanny bisher?
Die erste Nacht. Und all die ersten Male: das erste Lächeln, das erste Mal krabbeln, das erste Mal gehen. Und all die zweiten, dritten, tausendsten Male.

Sind Mütter untereinander wirklich so hart zueinander, wie man oft hört?
Es gibt Arschlochmütter. Alles andere wäre gelogen. Und man zieht sich den Scheiß rein, den die Arschlochmütter reden, man nimmt es persönlich, obwohl man weiß, dass kein Kind immer durchschläft und niemals schlechte Tage hat. Was mir aber viel öfter begegnet ist: Mütter, die so toll und warm, so hilfsbereit und beeindruckend sind, dass ich gar nicht weiß, wie ich je ohne sie auskommen konnte.

Hebst du Fanny manchmal hoch im Café und riechst an ihrer Windel, um dann laut zu sagen: "Mjoa, ich glaub, da ist was drin, ich geh mal kurz wickeln"? Wenn ja, red ich nie wieder mit dir!
Äh, nein.