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EIN KOCHBUCH, EIN REZEPT: SÜSSKARTOFFELN MIT FEIGEN UND ZIEGENKÄSE

Das hier ist der Beginn einer neuen Serie. Eine Serie über meine Lieblingskochbücher: Ein Kochbuch, ein Rezept, viele Fotos - vielleicht mögt ihr Kochbücher ja auch so wie ich. Den Anfang macht das neue Buch des von mir groupiehaft verehrten Yotam Ottolenghi. Gemeinsam mit seinem Freund und Kollegen Sami Tamimi hat er über seine Heimatstadt Jerusalem geschrieben - eines der schönsten Kochbücher, das mir je untergekommen ist. Aber vorneweg und zu Beginn wird erst einmal der Tisch gedeckt, mit meinem Lieblingsrezept aus "Jerusalem": Salat mit Süßkartoffeln, Feigen und Ziegenkäse.

Mit diesem Salat habe ich den Mann in den letzten Wochen wahnsinnig gemacht. Ich weiß nicht, wie oft ich ihn gekocht habe, oft, sehr oft, beschämend oft. Es sollte mir jedenfalls zu denken geben, wenn der Mann auf die Frage "Worauf hast du heute Hunger?" mit  "Alles - solange es nicht der Süßkartoffelsalat ist" antwortet. Sobald er einmal auf dem Tisch steht, isst er ihn allerdings trotzdem. Denn dieser Salat ist einfach zu gut: herzhaft und süß, weich und knusprig, raffiniert, aber nicht kompliziert zu machen. Und diese Farben! Meinen Bruder und meine Mutter habe ich bei ihrem letzten Besuch auch schon angesteckt. Sogar meinen Vater, der Ziegenkäse überhaupt nicht mag. Hier ist das Rezept - minimal abgewandelt:

SALAT MIT SÜSSKARTOFFELN, FEIGEN UND ZIEGENKÄSE

Zutaten (für vier Personen):

*4 kleine Süßkartoffeln
* 6-7 EL Olivenöl
* 40ml Balsamico
* 20g Zucker
* 1 Bund Frühlingszwiebeln (der Länge nach halbiert und in 4cm große Stücke geschnitten)
* 1 rote Chili (wer mag)
* 6 frische Feigen, geviertelt
* 150g Ziegenfrischkäse (ich nehme immer "Andechser Natur", der passt sehr gut dazu)
* Salz und Pfeffer

Zubereitung:

1) Den Ofen auf 240°C vorheizen. Die Süßkartoffeln schälen, der Länge nach halbieren und jede Hälfte in 3-4 Spalten schneiden. Mit 3 EL Olivenöl vermischen, salzen und pfeffern und auf ein mit Backpapier belegtes Blech verteilen. Für etwa 25 Minuten backen, bis sie weich sind. Aus dem Ofen nehmen und abkühlen lassen.

2) Für die Balsamico-Reduktion den Balsamico-Essig und den Zucker in einen kleinen Topf geben. Zum Kochen bringen, dann die Hitze reduzieren und für 2-4 Minuten köcheln lassen. Den Essig von der Flamme nehmen, wenn er noch etwas flüssiger als Honig ist - er dickt während des Abkühlens noch weiter ein.

3) Die Süßkartoffel auf den Tellern verteilen. 3-4 EL Olivenöl in einem kleinen Topf erhitzen und die Chili und Frühlingszwiebeln dazu geben. Auf mittlerer Hitze für 4-5 Minuten anbraten, dabei oft umrühren. Alles über die Süßkartoffeln geben. Die Feigen verteilen, den Ziegenkäse darüber krümeln und zum Abschluss ein paar Spritzer der Reduktion über alles geben.

"This book and this journey into the food of Jerusalem form part of a private odyssey", schreiben Yotam Ottolenghi und Sami Tamimi in ihrem Vorwort. "We both grew up in the city, Sami in the Muslim east and Yotam in the Jewish west, but never knew each other. We lived there as children in the 1970s and 1980s and then left in the 1990s, first to Tel Aviv and then to London. Only there did we meet and discover our parallel histories; we became close friends and then business partners, alongside others in Ottolenghi. (...)

The flavours and smells of this city are our mother tongue. We imagine them and dream in them, even though we´ve adopted some new, perhaps more sophisticated languages. They define comfort for us, excitement, joy, serene bliss. Everything we taste and everything we cook is filtered through the prism of our childhood experiences: foods our mothers fed us, wild herbs picked on school trips, days spent in markets, the smell of the dry soil on a summer´s day, goat and sheep roaming the hills, fresh pitas with minced lamb, chopped parsley, chopped liver, black figs, smoky chops, syrupy cakes, crumbly cookies. (...) 

We want to offer our readers a glimpse into a hidden treasure, and at the same time explore our own culinary DNA, unravel the sensations and the alphabet of the city that made us the food creatures we are."

Man weiß, was sie gesucht und gefunden haben, wenn man die Gerichte in diesem Buch sieht (und riecht - ich schwöre, die Gerichte sind so schön fotografiert, dass man sie riechen kann): die verbrannte Aubergine mit Knoblauch, Zitrone und Granatapfel. Die beiden Pfannen voller Shakshuka. Die gerösteten Kartoffeln mit Karamell und Backpflaumen. Das Gerstenrisotto mit Feta. (Wie gerne hätte ich die Pistazien-Suppe gesehen, leider gibt es zu diesem Rezept kein Bild). Die Hähnchenpfanne mit Clementinen und Arak. Und der Joghurt-Pudding mit Pfirsichen. Ich liebe dieses Kochbuch, ich liebe es sogar sehr - auch weil ich bewundere, mit welcher Leidenschaft und Präzision sich beide auf die Suche nach dem Geschmack ihrer Kindheit gemacht haben.

"Jerusalem" von Yotam Ottolenghi & Sami Tamimi (Random House UK, 288 Seiten, 22,95 Euro, auf englisch) ist hier zu bestellen. Die deutsche Ausgabe von "Jerusalem" erscheint bei  Dorling Kindersley Anfang 2013. Hier sind das erste und zweite Kochbuch von Ottolenghi zu finden. Hier sind seine Rezepte aus dem Guardian. Hier ist eine Geschichte über ihn aus der New York Times, der LA Times und aus dem  TagesspiegelHier ein Interview im Guardian und ein Video, in dem beide ihr Buch vorstellen. Und jetzt habe ich eigentlich nur noch einen Wunsch: Endlich mal wieder nach London und einmal bei Ottolenghi essen.