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LIEBLINGSLÄDEN IN BERLIN: HÄPPIES



Wenn ich mir als Kind ein Geburtstagsessen wünschen durfte, dann war es immer nur das eine: Klöße mit Soße - weiße Hefeberge in einem Meer aus Vanillesoße mit eingekochten Pflaumen in einer kleinen Extraschüssel. Ich muss nur die Augen schließen und an diese Knödel denken und sitze wieder am Esstisch, um meinen Teller eine Geburtstagsgirlande aus dem Buchsbaum-Busch im Garten, vor meinem Teller die braune Kanne mit der Vanillesoße - dick, aber nicht zu dick, schaumig, mit klitzekleinen, schwarzen Vanillepunkten. Ich habe oft an diese Knödel gedacht, aber nie überlegt, sie selbst zu machen - die Knödel meiner Mutter sind nun einmal die Knödel meiner Mutter. Es ist eine große Liebe. Und eine sehr unerfüllte.

Bis vor ein paar Wochen bei mir im Kiez ein Germknödelladen eröffnet hat. Die Idee ist so einfach wie genial (wie ja die meisten genialen Ideen): Ein kleines Restaurant nur für Germknödel, hauptsächlich herzhaft - mit nur einer Ausnahme: meinem Lieblings-Kindheitsknödel. Ich habe mich so über diesen Laden gefreut, dass das Essen dort eigentlich nur eine Enttäuschung sein konnte. Vor zwei Wochen sind wir am Wochenende trotzdem Germknödel essen gegangen - eine vegane Variante mit Curry, Tofu, Mango-Kokossoße und Peanut-Crumble für mich (und hinterher natürlich einen mit Vanille und Pflaumen), Lachs-Frischkäse mit Kapern, Honig-Senf-Sauce und Dill-Croutons für den Mann und ein Wiener Würstchen-Germknödel für Fanny. Ergebnis: Helle Begeisterung beim Kind, riesige, fast schon gerührte Begeisterung bei mir, ziemliche Begeisterung beim Mann (was ein Wunder ist - der Mann ist Österreicher und wurde in seiner Kindheit so mit Germknödeln malträtiert wie ich mit Rahmspinat, ein leises Seufzen und ein leerer Teller sind das größte Kompliment).

Genauso toll: Besitzerin Uli Marschner, ihre ansteckend fröhliche, unglaublich herzliche Art (man fühlt sich schon beim ersten Besuch als Stammkunde, das hab ich selten), ihre Aufmerksamkeit (Bärenpflaster für eingeklemmte Kinderfinger), ihr Gespür für Einrichtung und Farben (der Laden ist schlicht, aber nicht kühl, ganz so, wie ich es mag), ihr Mut und ihre Zielstrebigkeit (bei meinem dritten Besuch erzählte sie mir, dass sie für diesen Laden ihre Karriere als Werberin aufgegeben hat und per Crowdfunding mehr als 10 000 Euro Startkapital gesammelt hat, wie toll ist es bitte, wenn jemand seine Idee auch tatsächlich Realität werden lässt?!), ihre Rhabarber-Limonade nach dem Rezept ihres Papas, das hinreißende Knödel-Logo mit dem schiefen Grinsen und der Name für den Laden und die Germknödel, der so gut beschreibt, wie man sich fühlt, wenn man hier gegessen hat: Häppies.

Häppies, Dunckerstr. 85, 10437 Berlin, Di-Fr 12-20 Uhr, Sa-So 12-18h, www.haeppies.de
Letztes Foto: Lilia Belz, alle anderen Fotos von mir.