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WÜNSCH DIR WAS (EINE STERNSCHNUPPEN-VERLOSUNG)


Fast wäre ich nicht zum Abendessen meiner Freundin Stepha gegangen, weil ich so schreckliche Kopfschmerzen hatte. Aber wie das so oft ist: Der Abend war einer der schönsten seit langem, einer dieser Abende, die einen über anstrengende Tage tragen. Schön war dieser Abend auch, weil Stepha ihre Freundin Helen eingeladen hatte, die mir beim Schokoladenkuchen erzählte, dass sie Künstlerin ist und sich gerade Sternschnuppen zum Selberwerfen ausgedacht hat. Was für eine Idee, dachte ich. Und dass ein so schöner, poetischer Gedanke sehr gut zu einer so schönen, poetischen Frau passt. Weil mich Helens Idee seit diesem Abend nicht mehr losgelassen hat, habe ich ihr ein paar Fragen über ihre Sternschnuppen und das Wünschen gestellt.

Helen, wie bist du auf die Idee gekommen, dir eine Sternschnuppe zum Selberwerfen auszudenken?
Vor fünf Jahren schrieb ich eine Kurzgeschichte über einen Riesen mit einer durchsichtigen Glashaut. Da auch seine Augenlider durchsichtig waren, konnte er mit geschlossenen Augen sehen und deshalb vor lauter Helligkeit nicht einschlafen. So fing er an, sich auf dem Meeresgrund schlafen zu legen. Mit mehreren Tonnen "Blau" gestapelt auf seinen Augen war es endlich dunkel genug. Die Tage verbrachte er am Ufer, nahm immer wieder Steine und Sand in die Hand und spielte "Sternschnuppen werfen". Dabei wünschte er sich, nicht mehr vom Meer abhängig zu sein, um einschlafen zu können. Ein Jahr später las ich diese Geschichte wieder und entschloss mich, die "Sternschnuppen zum Selberwerfen" als Edition zu realisieren. In der Kurzgeschichte war schon das Prozedere beschrieben, wie es noch heute ist: Stein und Sand auf die Hand streuen, Anlauf nehmen, werfen... und an den größten Wunsch denken.

Woraus genau bestehen deine Sternschnuppen?
Die Sternschnuppe besteht aus Goldsand, Goldpulver und einem echten Suevit - einem Meteorsteingemisch - aus dem RiesKrater Museum Nördlingen, das auch Partner meines Projektes ist und für die Echtheit der Sueviten bürgt. Sie liegt in einem goldfarbenen Behälter, der mit Zeichnungen für die Gebrauchsanweisung bedruckt ist. Wenn man sie wirft, fliegt der Suevit voran, als Kern, der Goldsand wird zum Schweif und sieht in der Luft als Flug wie eine kleine Sternschnuppe aus.

Ich finde die Idee, seine Wünsche in die eigene Hand zu nehmen, unheimlich schön. Als ich darüber nachgedacht habe, was ich mir eigentlich wünschen würde, habe ich aber auch festgestellt, wie schwierig es ist, sich für einen einzigen Wunsch zu entscheiden. Ist das auch Teil deiner Idee: das Nachdenken über die eigenen Wünsche und darüber, was man eigentlich will?
Ja, auf jeden Fall! Für mich ist es sowohl ein innerer als auch ein äußerlicher Prozess: Innerlich, weil es erst einmal der Reflexion bedarf - was wünsche ich mir wirklich? - das ist ja gar nicht so einfach. Und äußerlich, weil durch das Werfen Dein Wunsch in die Welt gesetzt wird, was der erste Schritt zur Erfüllung ist.

Das Märchen vom Froschkönig beginnt mit den Worten: "In den Zeiten, wo das Wünschen noch geholfen hat...". Was denkst du: Hilft das Wünschen (heute noch)?
Unbedingt! Ich glaube an die Kraft der Wünsche. Sie zu formulieren und hinaus zu senden gleicht einem Ruf, der durch die Luft fliegt, sein Echo sucht und zu ihrer Erfüllung beiträgt.

Du hast dir nicht nur Sternschnuppen zum Selberwerfen ausgedacht, sondern auch eine Segnungsmaschine, einen Tränenfänger und einen Macht-Nichts-Pokal - Kunst, die dem Leben sehr nahe kommt und Kunst, die sehr emotional ist. Warum interessiert dich als Künstlerin der Alltag so?
Mein künstlerischer Ansatz ist konzeptionell, ich gehe von einer Idee aus, die das Material sucht. Die inhaltliche Auseinandersetzung geht jedoch von einem persönlichen Ansatz aus, von Problemen - auch alltäglich. Die Lösungen gewinnen dann eine Allgemeingültigkeit, zu der jeder einen Bezug entwickeln kann. Die Segnungsmaschine habe ich zum Beispiel gebaut, weil ich es vermisst habe, gesegnet zu werden. Auf Gran Canaria, wo ich geboren wurde, wirst du vom ältesten Familienmitglied gesegnet, bevor du das Haus verlässt, als eine Art Schutz, der dich auf dem Weg begleitet. Hier in Deutschland hatte ich niemanden, der mich segnen konnte, also baute ich die Segnungsmaschine, um meine Sehnsucht nach Segnung zu stillen. Den Pokal aus Strohhalmen baute ich, nachdem ich mehrmals hintereinander im Kunstbetrieb nominiert wurde, aber keinen Preis bekam. Er sollte das Gegenteil eines üblichen Pokals sein - statt schwer, dunkel, aus Metall, entschied ich mich für Strohhalme als Material. Er kann auch vermietet werden, an Kollegen, die einen Motivationsschub brauchen. Die Tränenfänger mit Tränenrutsche aus Glas baute ich, um eine Art Pegel im Auge zu behalten, wofür man Tränen vergossen hat, und was man vielleicht im eigenen Leben verändern sollte. Der zukünftige Eigentümer entscheidet selbst über den Grund seiner Trauer, den ich ihm per Hand graviere. Das kann "Rührung" sein, ein Name, oder wie kürzlich geschehen, das Wort "Miete".

Bist du selbst sehr abergläubisch?
Vielleicht, aber nur ein kleines bisschen... (lacht). Mich fasziniert am Aberglauben viel mehr die wuchtige Kraft seiner Bilder. Ich recherchiere viel über das Thema und stoße immer wieder auf Beispiele, die mich regelrecht verfolgen. Wenn zum Beispiel früher ein Kind geboren wurde, sollte der Vater ein Vaterunser sprechen und zwar direkt in den Mund des Babys, damit das Kind fromm wird. Die Einfachheit dieser Schlussfolgerung und die daraus folgende Kraft der Bilder faszinieren mich. Was ich ebenfalls hochspannend finde, dass dieser unorthodoxe Glaube auch etwas Verbindendes hat: Einer meiner größten Wünsche ist es, die Sternschnuppe als Silvesterritual zu etablieren. Sich mit Sternschnuppen etwas zu wünschen, statt zu ballern.

Hast du einmal einem Kind eine Sternschnuppe geschenkt und hat es dir seinen Wunsch verraten oder lieber geheim gehalten? Wünschen Kinder anders als Erwachsene?
Die meisten Kinder wollen ihren Wunsch nicht sagen, genau wie die Erwachsenen, weil sie glauben, dass er dann nicht in Erfüllung geht. Ich weiß aber von einem Kind, das sich ganz einfach gute Noten gewünscht hat. Und ein anderes gleich eine kleine Schwester und eine neue Sternschnuppe. Ich glaube, dass Kinder sich vielleicht andere Dinge wünschen als Erwachsene - aber nicht weniger intensiv. Die Sternschnuppen werden häufig zur Geburt eines Kindes verschenkt, um daran zu erinnern, dass ein Kind auch ein "Stern" ist, ein Geschenk von oben.

Was ist dir an dem Projekt mit den Editionen wichtig?
Der Kreislauf des Konzeptes. Mit jeder Sternschnuppe spendest Du automatisch zehn Prozent an die "Stiftung Kinderhilfe Sternschnuppe" in der Schweiz, die kranken Kindern Wünsche wahr werden lässt. Mit deinem Wunsch trägst du so dazu bei, auch die Wünsche von Kindern, die von dieser Stiftung betreut werden, zu erfüllen. Dieser soziale Aspekt liegt mir besonders am Herzen. Die Wahl der Stiftungen ist mit der jeweiligen Edition inhaltlich verbunden: Für die Sternschnuppen die "Stiftung Kinderhilfe", für die Tränenfänger die "Ricam Hospiz Stiftung" in Berlin. Außerdem arbeite ich mit Behindertenwerkstätten, zum Beispiel für die Herstellung der Holzschatullen für die Tränenfänger. Die Produktion findet ausschließlich in Deutschland statt. Die Idee der Zusammenarbeit mit Stiftungen entwickelte ich ihm Rahmen der "Kultur - und Kreativ Piloten Deutschland", einer bundesweiten Auszeichnung, die das Sternschnuppen Wunsch Kit letztes Jahr vom Wirtschaftsministerium bekommen hat.

Wenn ich jemandem einen Wunsch schenken möchte - wo bekomme ich deine Wunsch Kits?
Online unter www.editionacosta.com für 35 Euro. Oder aber auch direkt in den Museumsshops verschiedener Städte - wie im Museum für Naturkunde Berlin, in der Kestnergesellschaft Hannover, im Schloss Freudenberg in Wiesbaden, im Galerie Modul in Dresden oder dem Mannheimer Kunstverein.

Wenn du dir etwas wünschen dürftest - was wäre das?
Dass mir niemals die Ideen ausgehen.

Falls ihr jetzt gerne eine Sternschnuppe werfen und euch etwas wünschen würdet oder gerne einen Wunsch verschenken würdet - hinterlasst einen Kommentar mit Namen (und einer Email-Adresse, damit ich den Gewinner benachrichtigen kann). Zusammen mit Helen verlose ich heute eine Sternschnuppe zum Selberwerfen. Die Verlosung endet am 28. Oktober um 20 Uhr. Viel Glück!

Helen Acosta Iglesias Website ist hier zu finden, die Seite der "Edition Acosta" hier und die "Sternschnuppen zum Selberwerfen" hier.

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Vielen Dank fürs Mitmachen und die schönen Kommentare. Gewonnen hat Christiane Fröhlich, herzlichen Glückwunsch!