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LACHEN UND EIN BISSCHEN HEULEN: WARUM ICH DIE SERIE „QUEER EYE” SO MAG

Solltest du im Krankenhaus ein wenig Ablenkung brauchen, schrieb mir meine Freundin S., schau dir „Queer Eye” an. Konnte ich, viel davon, nichts ist in Krankenhäusern willkommener. Die Idee klang lustig: Fünf schwule Männer krempeln das Leben eines Heteros um (der von einem Freund oder Familienmitglied nominiert wird) – seinen Kleiderschrank, seine Wohnung, seine Ernährung. Und Make-Overs liebe ich sowieso.

Ich hatte eine Serie erwartet, die man schön wegglotzen kann, gute Berieselung (es gibt ja auch schlechte). „Queer Eye” ist genau das. Wahnsinnig gute Unterhaltung, immer wieder brüllkomisch und manchmal irre cheesy (wie S. es nannte), aber auf die gute Art. Nicht erwartet hatte ich, dass ich mir schon in Folge eins ein paar Tränen weggewischen würde. Weil diese fünf Jungs einfach so wunderbar sind. Sich auf die Menschen einlassen, die sie treffen, sie weichmögen (was manchmal gar nicht so einfach ist). Und weil „Queer Eye” zeigt, dass es sich lohnt, dem eigenen Leben etwas zuzutrauen – so sehr, dass man nach jeder Folge sofort sein eigenes Leben noch ein bisschen schöner machen möchte. 

Aber natürlich hat „Queer Eye” (15 Jahre nachdem die Originalserie „Queer Eye for the Straight Guy” in den USA zum ersten Mal ausgestrahlt wurde) in Trumps Amerika auch eine politische Dimension. „Die Originalshow kämpfte um Toleranz”, sagt Tan France, der Mode-Experte der fünf Berater, „wir kämpfen um Akzeptanz”.  In der Ausgangssituation – fünf schwule Männer erklären einem Hetero, wo es lang geht – steckt als Prämisse „der Wonneschauer einer augenzwinkernden Rebellion“, schreibt Kathryn VanArendonk auf Vulture. „Was, wenn diese traditionellerweise marginalisierte Gruppe von Menschen tatsächlich das Sagen hätte? Was, wenn ihre Vision von Männlichkeit die in Amerika vorherrschende wäre?“ Folge vier (für mich mit Abstand die beste) erzählt von einem jungen Schwulen, der panische Angst davor hat, sich vor seiner Stiefmutter zu outen. Folge drei von einem weißen Polizisten, der auf einen schwarzen Schwulen trifft, dessen Sohn sich nicht traut, den Führerschein zu machen, weil er Angst hat, von einem weißen Polizisten angehalten zu werden. „Das Schöne ist, dass ich offen bin und bleiben werde, damit ich von ihm lerne und er von mir", sagt Karamo, in der Show für Kultur zuständig, am Ende eines Gespräches mit ihm. „Ich sage nicht, dass ein Gespräch zwischen einem Polizisten und einem Schwulen das Problem lösen wird. Aber vielleicht kann es etwas anstoßen und etwas bewirken.” 

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Schade, denkt man in solchen Momenten, dass das Leben nicht wie eine Fernsehshow funktioniert und am Ende immer alles gut wird. Dass es mehr braucht als ein gemeinsames Gesichtspeeling, um die Mauern in den Köpfen zu überwinden. Aber die Vorstellung ist verdammt schön. Und die Dreiviertelstunde, die man in jeder Folge mit Bobby, Tan, Kamaro, Jonathan und Antoni verbringt.

Fotos: Carin Bear/Netflix (1), Courtesy of Netflix (2)

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