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DER JULI UND AUGUST 2018 (UND WAS SIE GUT GEMACHT HAT)

Wie der Juli und August für mich waren:

Ein großes Ausatmen. Wir haben uns London angesehen, die Tower Bridge und zweieinhalb Minuten lang den Buckingham Palace (zu heiß und zu voll!), die Tate Modern (dreimal) und das Wissenschaftsmuseum, wir waren bummeln und sind herumspaziert. Doch die meiste Zeit haben wir im Garten unseres Haustausch-Hauses am Rande von London gesessen, Tischtennis gespielt, gemalt und unsere Füße in den kleinen Aufblaspool gesteckt, den die Familie extra für uns besorgt hatte. Zwischendrin habe ich mich gefragt, ob es nicht eigentlich beknackt ist, in so einer Wahnsinnsstadt zu sein und unsere Tage in einem herrlichen Garten zu vertrödeln, aber genau das habe ich gebraucht. Die ganz große Sommerferienfaulheit. Totale Planlosigkeit. Ein zischender Rasensprenkler, Limonade und Eiskaffee mit ganz vielen Eiswürfeln, große Schüsseln mit süß-salzigem Popcorn, britische Klatschzeitschriften, eine nachmittägliche Tea-Time mit Keksen, Scones, Clotted Cream und Orangenmarmelade und viele, viele Tischtennis-Spiele. 

Was mir gute Laune gemacht hat:

In diesem so unglaublich schönen Haus mitten in London zu wohnen. Mit dem Haustauschen ist es wirklich so merkwürdig. Nach 14 Urlauben in Wohnungen von Menschen, die ich nie vorher getroffen habe, weiß ich ja nun schon, was mich erwartet. Und bin doch jedes Mal wieder total umgeworfen von dieser Art des Reisens. Nicht nur die Wohnung zu tauschen, sondern für einen kurzen Augenblick auch sein Leben und seinen Alltag. Im Wohnzimmer von Pat und Alison zu sitzen und ihre Bücher zu lesen. In ihrer Küche ein Abendessen zu kochen. Am Klavier zu sitzen und zu schauen, woran die Finger sich noch erinnern. Beim Nachhausekommen mit der Nachbarin zu plauschen. Abends in der Dämmerung im Garten zu stehen und die Pflanzen zu gießen. Jedes Mal sitzen wir in dieser fremden Wohnung, die so schnell kein bisschen mehr fremd ist, und wollen uns kneifen. Dieses Mal wollte das Kneifen gar nicht aufhören. Die Kunst an den Wänden. Die Bücher, die unserem Bücherregal so ähnelten, dass es fast schon beängstigend war. All das Spielzeug, das sie für Fanny und Hedi herausgesucht hatten, ihre Kinder sind schließlich längst erwachsen. Ihre beiden großen Söhne, die für ein paar Tage im kleinen Gartenhaus am Ende unseres Gartens gewohnt, uns vom Flughafen abgeholt und am Ende auch wieder dorthin gebracht haben. Und dann kommen wir nach Hause und auf dem Tisch steht ein Strauß frischer Blumen und Pat hat an die Tafel in unserer Küche ein riesiges Bild gemalt, wie sie ihre Ferien in Berlin verbracht haben. 

Angeschaut:

Sehr gerne und süchtig „The Crown”. In England habe ich noch einmal von vorne begonnen und war – anders als beim ersten Mal – gleich total mit- und hingerissen. Jetzt bin ich schon bei Staffel 2 (die ich sogar noch besser als die erste fand). Außerdem ein paar Folgen „Somebody feed Phil” (es wäre mein Traumjob: in fremde Länder und Städte zu reisen, dort zu essen und mit den Menschen zu reden, die dieses Essen machen. Leider ist dieser Job schon an Fernsehproduzent Phil vergeben, der sich durch Städte wie Tel Aviv, Lissabon oder Buenos Aires futtert, wobei ich ihm – mit Unterbrechungen – wirklich gern zugesehen habe). Und dann habe ich mich auf Amazon noch ganz fies in „The Bold Type – Der Weg nach oben” hineinfallen lassen. Eine Serie, die von drei jungen Frauen erzählt, die bei einem Magazin in New York Karriere machen wollen. 

Eingekauft:

In den Ferien habe ich zugeschlagen wie lange nicht mehr. An unserem ersten Tag in London bin ich mit Fanny durch Notting Hill gezogen. Sie hat ihre allererste Handtasche bekommen (blau-weiß gestreift mit ganz vielen Vogel-Pins). Ich habe mir bei Sézane die blaue Jacke gekauft, die ich schon seit Monaten im Blick hatte, und eine gestreifte Bluse, nach der ich kein bisschen gesucht hatte. Ein paar Tage später habe ich bei einem Bummel ganz alleine durch die Regent Street bei Arket zugeschlagen. Ein beiges Leinenkleid, in dem man sehr gut wohnen kann, und für die beiden Mädels eine rosefarbene Cordjacke (Fanny wollte unbedingt, dass Hedi und sie die gleiche tragen) und für Fanny ein blaues Kleid.

Getrunken:

Ich hätte nicht gedacht, dass ich das mal schreiben würde, aber: London hat mich zur Teetrinkerin gemacht. Eigentlich trinke ich immer nur Kaffee (und neuerdings Matcha), selbst mein sehr ostfriesisches Zuhause, in dem literweise schwarzer Tee getrunken wurde, konnte mich nie von Tee überzeugen. Und dann führe ich Fanny einen Nachmittag zum „Afternoon Tea” bei Fortnum & Mason aus und wir sitzen da (nachdem wir uns vorm Losgehen verkichert Videos angesehen haben, wie man denn eigentlich korrekt Tee trinkt in England: die Scones nur mit den Händen aufbrechen, von 6 bis 12 Uhr rühren statt wild im Kreis und selbstverständlich, ohne dabei Lärm zu machen, und: niemals dippen!) und trinken den Tee, den wir uns nach einer halben Stunde Rumüberlegen bestellt haben, und ich denke: Verdammt, ist der gut. Schwarzer Nachmittags-Tee mit einem Schuss Milch. Aber auch Fannys grüner Tee mit Aprikose, Honig und Lavendel (ich durfte probieren). Die zwei Stunden dort waren so feierlich, dass wir hinterher beknackt viel Tee in wunderschönen Dosen gekauft haben. Seit diesem Tag trinke ich Tee. Manchmal am Morgen, immer am Nachmittag, mit einem Keks. 

Nachgedacht:

habe ich viel über die Frage, wie ich es schaffen kann, meinen Alltag nach den Ferien so zu organisieren, dass er mich nicht so oft überwältigt. Ich schreibe diese Woche noch mehr über diese Frage – ich würde wirklich gerne wissen, wie das bei euch ist. Nachgedacht habe ich auch darüber, welche neuen Pläne meinem Leben gut tun würden. Und ein paar große und kleine geschmiedet.

Auf Instagram gemocht:

@nina_ninosy: lebt im Norden und in einer außerordentlich schönen Wohnung.

@maeandmany: lebt in London und fotografiert diese so wunderschöne Stadt in wirklich wunderschönen Bildern. 

@dresslikeamum: Die Outfit-Posts von Zoe de Pass machen mir immer wahnsinnig gute Laune, weil sie irre lustig über sich und ihr Leben schreibt. Und dabei sehr nahbar ist.

@astro_alex_esa: Die Welt, wie Alexander Gerst sie von der ISS sieht. 

In Netz entdeckt:

* „Mein Leben als Igel” – Dirk Gieselmann über sein Leben als schüchterner Mensch. Eine schon etwas ältere Geschichte, aber so eine gute: „Warum schreibe ich überhaupt über meine Schüchternheit? Vielleicht, um sie wenigstens für eine Weile zu überwinden. So wie ein Nilpferd, wenn es schwimmt, vergisst, dass es dick ist und sich ganz leicht fühlt, getragen vom Wasser.”

* Gut für Montage (und alle anderen Tage, die sich so anfühlen): „Dancing in Movies” – eine Montage von Tanz-Szenen aus 300 Filmen.

* Eine 106 Worte lange Liste all jener Geräusche, die ein Cricket-Ball macht, wenn man ihn schlägt – von Stephen Fry. Vorgelesen von Sport-Kommentatorin Alison Mitchell. Ach, die Engländer.

* „I´ve Got Some Things to Say”: Der belgische Stürmer Romelu Lukaku erzählt, wie er Fußballspieler wurde. Und wie er immer wieder seiner Abstammung wegen – er kommt aus einer Migrantenfamilie – behandelt wurde. Es ist ein wütender, trauriger, tapferer, beeindruckender Text und einer, den man so schnell nicht wieder los wird.

* Eine lange, wirklich interessante Geschichte über Gwyneth Paltrow und das Imperium, das sie mit Goop aufgebaut hat.

* Und nochmal Alexander Gerst, einfach weil es so toll ist: Kraftwerk spielt beim Jazz Open Festival zusammen mit Alexander Gerst auf der ISS. Gänsehaut.

* Was ein Dirigent auf der Bühne eigentlich macht.

* „Als ich wusste, wir sind Freunde für immer”. Das SZ-Magazin hat Autoren den Moment aufschreiben lassen, in denen sie wussten: Das ist wirklich Freundschaft.

* Diese wirklich unglaublich schöne „Week in Outfits” mit Sharon Mrozinski. Ich möchte sofort eine alte, weiße Leinenbluse!

* Falls ihr mal so richtig lachen wollt: Dies ist der durchgeknallteste Artikel, den ich seit Monaten gelesen habe.

Wie geht´s denn euch? Hattet ihr einen schönen Sommer? 

 

Disclaimer: Aufgrund der derzeitigen Rechtslage, die schon das bloße Nennen von Marken und Verlinken von Firmen, Menschen und Orten wie etwa Restaurants als Werbung einstuft, kennzeichne ich diesen Beitrag als einen mit WERBLICHEN INHALTEN. Dennoch gilt: Wenn ich hier Produkte, Marken, Menschen oder Orte nenne und beschwärme, mache ich das als persönliche Empfehlung und im Rahmen meiner redaktionellen Themenauswahl auf Slomo. Alle hier gesetzten Links sind ein kostenloser Service von mir – unbezahlt und unaufgefordert. Jede bezahlte Kooperation auf Slomo wird immer ganz eindeutig als solche gekennzeichnet.