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DER DEZEMBER 2018 (UND WAS IHN GUT GEMACHT HAT)

Hey, da bin ich wieder – ein bisschen später als geplant. Ich habe ein paar Tage gebraucht, um im neuen Jahr anzukommen und so richtig ist mir das noch immer nicht gelungen. Ferien zu haben war einfach so schön. Deswegen kommt hier – bevor ich den Blick nach vorne richte und ein bisschen davon erzähle, was ich mir für 2019 überlegt habe – noch ein letzter Monatsrückblick 2018.

Wie der Dezember für mich war:

Zweigeteilt. Da waren die ersten drei Wochen, die viel zu gehetzt und stressig für diesen Weihnachtsmonat waren. Geschichten, die noch fertig werden mussten, Geschenke, die ich noch besorgen wollte, meine Finanzen, die ich vor Jahresende noch auf Stand bringen wollte. Am Ende war ich ganz schön alle und überhaupt kein bisschen in Weihnachtsstimmung, dafür so melancholisch, wie ich es eigentlich eher in den Tagen zwischen Weihnachten und Silvester werde, wenn ich über das vergangene Jahr nachdenke und ein paar Traurigkeiten mit hochgespült werden. Diese Schwermut bin ich ein paar Tage nicht wieder losgeworden, wahrscheinlich auch, weil ich zum ersten Mal in diesem atemlosen Jahr überhaupt dazu gekommen bin, in Ruhe über alles nachzudenken. Und dann, als hätte ein Magier mit seinem Zauberstab einmal auf seinen Zylinder geklopft, war all das plötzlich verschwunden und ich einfach nur entspannt und zufrieden. Wieviel es ausmacht, mal nicht gehetzt zu sein und Zeit zu haben. Zeit, ganz in Ruhe zu frühstücken, am Küchentisch sitzen zu bleiben und fünf Runden Scotland Yard zu spielen. Zeit, in der Badewanne zu liegen, bis das Wasser zu kalt wird. Zeit, mit Hedi Fangen zu spielen. Zeit zu schlafen und zu lesen. Ich glaube, ich hatte nie faulere Weihnachtstage.

Was geholfen hat:

Dieser eine Gedanke, den ich eines Morgens hatte, als ich nicht aufhören konnte, über die Dinge nachzudenken, die 2018 nicht so gelaufen sind, wie ich mir das gewünscht hatte. Ich kann das leider ziemlich gut – mich so lange in etwas hineinzudenken, bis ich es schwer wieder aus dem Kopf kriege. An diesem Morgen dachte ich: Aber verdammt, das sind doch nicht die Dinge, die dieses Jahr ausgemacht haben. Dieses Jahr war so viel mehr als die Momente, die weh getan haben. Und es war so viel öfter gut, als es schlecht war. Oder auch nur: halbgut. Dann habe ich mir überlegt, was alles schön war (vieles), wofür ich dankbar bin (noch mehr) und was ich alles geschafft habe (mehr als ich dachte). Kein besonders origineller Gedanke, aber einer, der mir dabei geholfen hat, nicht zu lange über die kleinen und größeren Enttäuschungen nachzugrübeln. Ich habe mir vorgenommen, viel öfter darüber nachzudenken, was alles gut läuft und was ich geschafft habe – done that- statt to do-Listen, das wäre doch mal was.

Schönster Moment:

Wie Hedi zum ersten Mal den Tannenbaum geschmückt hat, als sie einmal herausgefunden hatte, wie das ging. Eine Kugel, noch eine Kugel, mehr, mehr, mehr. Man konnte hinterher gut sehen, wie groß sie ist. Unten: ungefähr 1 Kugel pro Tannennadel. In der Mitte: Fannys schon etwas weniger enthusiastische Maximalismus. Oben: luftige Erwachsenendeko. Ganz oben: Fannys selbstgebastelter Weihnachtsstern (der alte war irgendwie verschwunden). Ich sage es jedes Jahr, aber dieser hier war bislang wirklich der schönste Baum von allen.

Was mir gute Laune gemacht hat:

Selbstgemachter Rotkohl (wieso mache ich den nur einmal im Jahr?) und Klöße (sollte ich auch viel öfter essen). Und: Bratäpfel. Kurze Runden um den Pudding, um dann mit roten Backen gleich wieder aufs Sofa zu fallen. Auszuschlafen. Oder noch besser: Aufzuwachen, sich wieder umzudrehen, und noch eine Runde weiterzuschlafen (unsere Kinder gehen zwar sehr spät ins Bett, dafür schlafen sie lang). Die Rückkehr der „Gilmore Girls”, dieses Mal zusammen mit Fanny, sehr viel Schokoladeneis, Schokoladensoße und zerbröselten Mini-Brezeln. Über mögliche Ferienziele nachzudenken. Die Wiederentdeckung von Cidre. Basketballspielen mit Fanny (früher so gemocht, dann Jahre nicht gemacht). Auch die Wiederentdeckung von Scotland Yard. 

Was wir gelesen haben:

In den Ferien habe ich viel gelesen . Angefangen habe ich mit „Alles, was ich über die Liebe weiß” von Dolly Alderton (am 14. Februar erscheint es auf Deutsch, ich werde berichten). Und mit „Asymmetrie” von Lisa Halliday. Zu Weihnachten gab es auch einen Stapel Bücher: „Lieber Mr. Salinger” von Joanna Rakoff (Penguin, hier gibt´s eine Leseprobe), „Die Unvollkommenheit der Liebe” von Elizabeth Strout (Luchterhand, hier kann man reinlesen), „Der letzte Sommer auf Long Island” von Colson Whitehead (Fischer, hier anzuschauen) und „Outline” von Rachel Cusk (Suhrkamp, hier mehr). Mit den Kindern habe ich „Alles” von Marc Martin angeschaut (Prestel, hier kann man reinschauen). In diesem wunderschön gemalten Buch versammelt der Autor auf riesigen Doppelseiten ein Sammelsurium von Fakten und Gedanken über unseren Planeten. Von der Antarktis (samt der Anzahl der brütenden Pinguinpaare und Geldautomaten auf dem ganzen Kontinent) über Tokyo (mit all den verschiedenen Verkaufsautomaten und der Shibuka-Kreuzung, auf der ich letztes Jahr auch mal stand) nach Neu-Delhi, Moskau, Kairo, Paris (ah, all die französischen Köstlichkeiten), Reykjavik, New York oder auf die Galaopagosinseln. Schon nach ein paar Seiten merkt man, wie groß und verschieden, wie wunderschön und verrückt unsere Welt doch ist. Schaut euch das mal an, es macht so viel Spaß (und bringt einem die verrücktesten Dinge bei!). 

Angesehen:

„Aufräumen mit Marie Kondo” – wie wahrscheinlich gerade jeder. Ich habe ihre Bücher nie gelesen, die Serie aber gerne geschaut. Weil es eine merkwürdig hypnotische Wirkung hat, anderen Menschen beim Aufräumen zuzusehen. Aber auch, weil es mich mitunter sehr gerührt hat zu sehen, mit wieviel Mut und Entschlossenheit all diese Menschen versuchen, etwas an ihrem Leben zu ändern – und nicht nur ihre Wohnungen, sondern auch sich selbst neu zu sortieren. Musste hinterher natürlich auch aufräumen. Meinen Schrank und die Küchenschubladen (bis auf die zwei schlimmen). Richtig gut fand ich auch „The Good Fight” – ein Spin-Off der Serie „The Good Wife”, die ich immer sehr gern gesehen habe, und fast noch besser als das Original. Hier könnt ihr mal reinschauen. Immer noch nicht gesehen habe ich „Roma”, den hebe ich mir für den nächsten freien Abend auf, an dem ich dafür noch wach genug bin. 

Was ich im Netz gelesen, gesehen und gehört habe:

* Oh, dieser Kurzfilm

* Und gleich noch ein Film, der mich wirklich sehr berührt hat und über die Bedeutung des Alleineseins hat nachdenken lassen: „Winter´s watch”. Eine Frau hütet seit 19 Jahren jeden Winter ein dann leerstehendes Hotel auf Star Island in New Hampshire. Schon die Bilder sind so beeindruckend. 

* „Geburten: Drei von 140 Millionen. Jede Sekunde werden irgendwo auf der Erde Babys geboren. In welcher Welt wachsen sie auf? Antworten aus Kolumbien, Norwegen und der Mongolei.”

* Ein Blick in das Ferienhaus von Grace Coddington (voller Bücher und mit einer riesigen Sammlung alter Steiff-Katzen). Fantastisch. 

* „I have forgotten how to read” – ein Autor erzählt, wie er durch das Internet das Lesen verlernte. Nicht neu, aber immer noch interessant (mir geht es ähnlich und ich will das dieses Jahr unbedingt ändern).

* Eine Frau reist für die New York Times in zwei Monaten an 52 verschiedene Orte auf der ganzen Welt. Und schreibt am Ende auf, was diese Reise mit ihr gemacht hat: „1 Woman, 12 Months, 52 Places”. 

* „2018 war das Jahr, in dem ich anfing zu zweifeln”. 

* Eine ganz besondere Bibliothek in Belgien: für Sauerteige.

* „How to Survive a Visit From Your Mother”. 

* Wie ein Popsong entsteht: „The Middle – Watch How A Pop Hit Is Made”.

* Und ein wirklich interessanter (und sehr lustiger) TED-Talk mit Christoph Niemann, den ich bei Stepanini gefunden habe.

Wie geht´s euch denn gerade? Schon voller Elan oder noch wintermüde wie ich? 

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