Früher, als Okka und ich ein Büro teilten, gab es die Schreibmützentage. Eine Idee von Okka und eine großartige dazu. Sobald eine von uns eine Wollmütze aufhatte, wusste die andere: Sie muss sich aufs Schreiben konzentrieren und damit sie keinen Nervenzusammenbruch kriegt, bevor der verdammte Text fertig ist, spricht man sie besser nicht an. Ausnahme: zur Absprache der Schokoladenzufuhr. Tage, an denen wir beide eine Mütze trugen, müssen für unsere Kollegen die Hölle gewesen sein.
Obwohl Okka und ich - leider! - schon lange nicht mehr in einem Büro sitzen: Das Ritual, eine Mütze aufzusetzen, sobald es mit einem Text kompliziert wird, ist geblieben. Es hilft.
Und genau wie die Mütze, hilft dieser Hut. Nicht beim Schreiben, dafür gehen nur bestimmte Mützen (klingt wahnsinnig, ist es auch. Wenn man manchmal um drei Uhr morgens über einem Text sitzt und keine Worte findet, ist man dem Wahnsinn halt sehr nah). Nein, der Hut hilft gegen Novembertage. Gegen Tage, an denen ich morgens am liebsten im Bett liegen würde, weil so viel zu tun ist, dass ich denke: schaff ich eh nicht, lass mich in Ruh. Gegen Ich-bin-heute-ganz-klein-ohne-Hut-Tage. Denn dieser Hut, er macht größer. Aufrechter. Gewappneter. Selbst wenn ich nur das Altglas wegbringe oder bei meiner Krankenkasse anrufen muss (trage ich den Hut drinnen? Manchmal - wenn ich bei meiner Krankenkasse anrufen muss). Er ist der Trick, den ich anwende, wenn ich vom Erwachsensein mal kurz entzaubert bin. Ein Paar spitze schwarze Stilettos haben die gleichen magischen Kräfte. Und ein knatschroter Lippenstift.
Und weil heute einer dieser Tage ist, will ich wissen: Was sind eure Schreibmützen?
Marlene