Eine Email bekommen, in der mir eine Frau schreibt, wie schrecklich sie es findet, dass bei mir immer alles ganz wunderbar, wundertoll und herrlich sei. Und dann all diese netten Kommentare, schreibt sie, die immer nur alles super finden. Grauenhaft.
Ich könnte da jetzt drüber stehen. Let Karma take care of it, dann lies doch woanders, zwingt dich doch niemand, dir so viel grauenhafte gute Laune anzutun, gibt ja sicher genug Orte im Netz, die dich nicht mit Freundlichkeit belästigen.
Aber ich steh nicht drüber. Ich denke darüber nach.
Erster Gedanke: Wenn du wüsstest, wie superhappy ich gerade bin. Ich habe Migräne, schon seit drei Tagen, ich habe Rückenschmerzen, ich tue mich außerordentlich schwer damit, mein Kind in die Kita zu schicken, ich tue mich außerordentlich schwer damit, einen geraden Satz zu schreiben und anständig zu arbeiten, ich habe einen Pickel von der Größe des Empire State Buildings, das Kind hat drei Stunden zum Einschlafen gebraucht, die Bratkartoffeln sind angebrannt, die erste Mahlzeit, die ich heute kriege, gleich werde ich noch ein bisschen arbeiten, es ist halbzwölf. Der einzig wirklich gute Moment heute: mit Fanny zu Darwin Deez und Phoenix zu tanzen. Danke der Nachfrage.
Zweiter Gedanke: Natürlich kann man das alles doof finden. Die Dinge, die ich schreibe, fühle, zeige, liebe. Geschmäcker sind nun einmal unterschiedlich. Total legitim. Warum man allerdings etwas liest, was man so total grauenhaft findet, kann ich nicht ganz nachvollziehen. Muss ich aber auch nicht können.
Dritter Gedanke: Ein Fragezeichen. Können Weblogs zu glücklich sein? Ich lese einen ganzen Haufen schrecklich glücklicher Weblogs. Weblogs, in denen Menschen sich glücklich kochen, basteln, backen, fotografieren, schreiben. Ich bin froh, diese Orte zu kennen. Froh, dass ich an einem Tag wie diesem zwischendurch mal fünf Minuten darüber nachdenke, ob ich Fanny auch so ein großartiges Namens- und Gesichterbuch machen kann wie Joanna für Toby. Froh, dass ich ganz hibbelig werde, wenn ich die in Gold getauchten Gläser auf "Say Yes to Hoboken" sehe. Froh, dass ich breit grinsen kann, wenn ich diese Bilder sehe. Oder diese. Oder diese. Oder dieses Sandwich. Aber es ist nicht nur das. Nicht nur die Freude darüber, an Tagen wie diesen (und an allen anderen) Orte zu kennen, die mich glücklich machen. Ausflugsdampfer. Schrebergärten. Badewannen. Als ich vor anderthalb Jahren mit Slomo begonnen habe, hätte ich nie damit gerechnet, wie nahe man Menschen sein kann, denen man noch nie begegnet ist. Wie liebevoll, mitfühlend und großzügig ein so abstrakter Ort wie das Internet sein kann. Wie sehr es mir manchmal den Tag rettet, wenn jemand, den ich noch nie gesehen habe, jemand, der auf der Straße einfach an mir vorbei gehen würde, schreibt: Ich denke an dich, du bist nicht allein mit diesem Gefühl. Oder manchmal auch: Yeah, diese Schuhe sind wirklich ein Knaller. Wie sehr es mir den Tag rettet, wenn ich an Fannys allererstem Kita-Tag ein kleines Paket von K. bekomme, einfach so, weil sie weiß, dass ein allererster Kitatag nicht so ganz leicht ist. Vielleicht auch, weil ich hier auf Slomo eigentlich immer nur ich bin. Nie das Gefühl habe, irgendwer anders sein zu müssen. Weil es okay ist, mal durchzuhängen. Oder Angst zu haben. Oder nicht zu wissen, wohin mit mir. Oder glücklich zu sein. Ich glaube, ich habe mich in meinem ganzen Leben noch nie so oft verknallt wie in den letzten Monaten. In Weblogs, in Geschichten, in Kommentare, in Emails, in euch.
Dreieinhalbter Gedanke: Aber wenn ich doch manchmal übel drauf bin und Schwermut sich in mir breit macht und meine Tage zerschossen sind und zu viel auf meiner To-Do-Liste steht und ich nicht weiß, wie ich die einzelnen Punkte abhaken soll, ohne dass für jeden abgehakten Punkt zwei neue auf die Liste kriechen, und die Migräne und die Müdigkeit beschlossen haben, sich ausgerechnet mich als Ort für ihren Vergleichskampf auszusuchen - ja, dann kann es doch nicht stimmen, dass dieses Weblog ich ist, dann ist dieses Weblog doch nur mein halbes Ich, das nette, freundliche, gut gelaunte Ich, das ich der Welt entgegen halte, und dann hat das doch etwas Verlogenes, nicht wahr? Vielleicht. Kommt darauf an, was man von einem persönlichen Weblog erwartet. Ob man davon ausgeht, dass es eine Psychotherapeuten-Couch ist, auf der absolut alles raus muss, jedes Unbehagen, jede Träne, jedes Mir-gehts-aber-nicht-immer-so-toll-wie-alle-glauben, jedes der-Kollege-war-aber-heute-scheiße-drauf. Oder ob man den Menschen, die ein persönliches Weblog betreiben, gestattet, sich dieses Weblog so einzurichten wie ein, sagen wir mal: Wohnzimmer. Also möglichst stimmungsaufhellend. Mit hübscher Deko, ein paar schönen Bildern, frischen Blumen, die einen daran erinnern, dass es Schönheit gibt. Statt mit knarzenden Stühlen, die bei der Benutzung so ächzen wie die eigene Seele manchmal. Würde man dem Wohnzimmer nachsagen, dass es falsch ist, weil nichts in ihm darauf schließen lässt, dass die Menschen, die sich aufs Sofa legen, gar nicht immer so fläzig sind? Könnte mein Wohnzimmer jemanden aufregen, weil es wohlig, hell und freundlich ist und deswegen ein falsches Bild von mir abgibt? Ach ja.
Vierter Gedanke: Einfach nur froh. Froh, dass ich keine anderen Sorgen habe als eine mies gelaunte Email, keine anderen Probleme als Kita-Abschiedsschmerz, einen Riesenschädel und Müdigkeit. Das war nicht immer so in meinem Leben. Froh, froh, froh. Von mir aus auch zu glücklich. Falls das überhaupt geht.
Ich könnte da jetzt drüber stehen. Let Karma take care of it, dann lies doch woanders, zwingt dich doch niemand, dir so viel grauenhafte gute Laune anzutun, gibt ja sicher genug Orte im Netz, die dich nicht mit Freundlichkeit belästigen.
Aber ich steh nicht drüber. Ich denke darüber nach.
Erster Gedanke: Wenn du wüsstest, wie superhappy ich gerade bin. Ich habe Migräne, schon seit drei Tagen, ich habe Rückenschmerzen, ich tue mich außerordentlich schwer damit, mein Kind in die Kita zu schicken, ich tue mich außerordentlich schwer damit, einen geraden Satz zu schreiben und anständig zu arbeiten, ich habe einen Pickel von der Größe des Empire State Buildings, das Kind hat drei Stunden zum Einschlafen gebraucht, die Bratkartoffeln sind angebrannt, die erste Mahlzeit, die ich heute kriege, gleich werde ich noch ein bisschen arbeiten, es ist halbzwölf. Der einzig wirklich gute Moment heute: mit Fanny zu Darwin Deez und Phoenix zu tanzen. Danke der Nachfrage.
Zweiter Gedanke: Natürlich kann man das alles doof finden. Die Dinge, die ich schreibe, fühle, zeige, liebe. Geschmäcker sind nun einmal unterschiedlich. Total legitim. Warum man allerdings etwas liest, was man so total grauenhaft findet, kann ich nicht ganz nachvollziehen. Muss ich aber auch nicht können.
Dritter Gedanke: Ein Fragezeichen. Können Weblogs zu glücklich sein? Ich lese einen ganzen Haufen schrecklich glücklicher Weblogs. Weblogs, in denen Menschen sich glücklich kochen, basteln, backen, fotografieren, schreiben. Ich bin froh, diese Orte zu kennen. Froh, dass ich an einem Tag wie diesem zwischendurch mal fünf Minuten darüber nachdenke, ob ich Fanny auch so ein großartiges Namens- und Gesichterbuch machen kann wie Joanna für Toby. Froh, dass ich ganz hibbelig werde, wenn ich die in Gold getauchten Gläser auf "Say Yes to Hoboken" sehe. Froh, dass ich breit grinsen kann, wenn ich diese Bilder sehe. Oder diese. Oder diese. Oder dieses Sandwich. Aber es ist nicht nur das. Nicht nur die Freude darüber, an Tagen wie diesen (und an allen anderen) Orte zu kennen, die mich glücklich machen. Ausflugsdampfer. Schrebergärten. Badewannen. Als ich vor anderthalb Jahren mit Slomo begonnen habe, hätte ich nie damit gerechnet, wie nahe man Menschen sein kann, denen man noch nie begegnet ist. Wie liebevoll, mitfühlend und großzügig ein so abstrakter Ort wie das Internet sein kann. Wie sehr es mir manchmal den Tag rettet, wenn jemand, den ich noch nie gesehen habe, jemand, der auf der Straße einfach an mir vorbei gehen würde, schreibt: Ich denke an dich, du bist nicht allein mit diesem Gefühl. Oder manchmal auch: Yeah, diese Schuhe sind wirklich ein Knaller. Wie sehr es mir den Tag rettet, wenn ich an Fannys allererstem Kita-Tag ein kleines Paket von K. bekomme, einfach so, weil sie weiß, dass ein allererster Kitatag nicht so ganz leicht ist. Vielleicht auch, weil ich hier auf Slomo eigentlich immer nur ich bin. Nie das Gefühl habe, irgendwer anders sein zu müssen. Weil es okay ist, mal durchzuhängen. Oder Angst zu haben. Oder nicht zu wissen, wohin mit mir. Oder glücklich zu sein. Ich glaube, ich habe mich in meinem ganzen Leben noch nie so oft verknallt wie in den letzten Monaten. In Weblogs, in Geschichten, in Kommentare, in Emails, in euch.
Dreieinhalbter Gedanke: Aber wenn ich doch manchmal übel drauf bin und Schwermut sich in mir breit macht und meine Tage zerschossen sind und zu viel auf meiner To-Do-Liste steht und ich nicht weiß, wie ich die einzelnen Punkte abhaken soll, ohne dass für jeden abgehakten Punkt zwei neue auf die Liste kriechen, und die Migräne und die Müdigkeit beschlossen haben, sich ausgerechnet mich als Ort für ihren Vergleichskampf auszusuchen - ja, dann kann es doch nicht stimmen, dass dieses Weblog ich ist, dann ist dieses Weblog doch nur mein halbes Ich, das nette, freundliche, gut gelaunte Ich, das ich der Welt entgegen halte, und dann hat das doch etwas Verlogenes, nicht wahr? Vielleicht. Kommt darauf an, was man von einem persönlichen Weblog erwartet. Ob man davon ausgeht, dass es eine Psychotherapeuten-Couch ist, auf der absolut alles raus muss, jedes Unbehagen, jede Träne, jedes Mir-gehts-aber-nicht-immer-so-toll-wie-alle-glauben, jedes der-Kollege-war-aber-heute-scheiße-drauf. Oder ob man den Menschen, die ein persönliches Weblog betreiben, gestattet, sich dieses Weblog so einzurichten wie ein, sagen wir mal: Wohnzimmer. Also möglichst stimmungsaufhellend. Mit hübscher Deko, ein paar schönen Bildern, frischen Blumen, die einen daran erinnern, dass es Schönheit gibt. Statt mit knarzenden Stühlen, die bei der Benutzung so ächzen wie die eigene Seele manchmal. Würde man dem Wohnzimmer nachsagen, dass es falsch ist, weil nichts in ihm darauf schließen lässt, dass die Menschen, die sich aufs Sofa legen, gar nicht immer so fläzig sind? Könnte mein Wohnzimmer jemanden aufregen, weil es wohlig, hell und freundlich ist und deswegen ein falsches Bild von mir abgibt? Ach ja.
Vierter Gedanke: Einfach nur froh. Froh, dass ich keine anderen Sorgen habe als eine mies gelaunte Email, keine anderen Probleme als Kita-Abschiedsschmerz, einen Riesenschädel und Müdigkeit. Das war nicht immer so in meinem Leben. Froh, froh, froh. Von mir aus auch zu glücklich. Falls das überhaupt geht.