Manchmal, wenn man gar nicht damit rechnet, trifft einen die Liebe. Mich hat sie letzte Woche in der Buchhandlung um die Ecke erwischt, mitten ins Herz. Eigentlich war ich auf der Suche nach Geschenkpapier und hatte es eilig. Gefunden habe ich stattdessen Papier. Ich weiß nicht, wieviel Zeit ich an dem Tisch verbracht habe, den die Buchhändlerin mit soviel Liebe hergerichtet hatte, ein ganzer Tisch voller Journale und Bücher, Drucke und Karten. Es muss lange gewesen sein, denn als ich ging, wurde der Laden geschlossen. "Wednesday Paper Works", sagte die Buchhändlerin bevor ich ging, "zwei ganz tolle Frauen aus Kreuzberg". Wie recht sie hat. Diese beiden Frauen sind wirklich toll. So toll wie die Dinge, die sie sich ausdenken: ein Journal für Backrezepte zum Beispiel (schon auf dem Wunschzettel). Ein Baby-Journal, so liebevoll gestaltet, dass ich es fast gekauft hätte, obwohl Fanny aus dem Alter nun wirklich raus ist. Ein Werkbuch fürs Stricken und Häkeln. Unglaublich schöne Drucke. Und Karten. Weil ich so beeindruckt von Wednesday Paper Work war, habe ich die beiden Schwestern Chrish und Jenny Klose gefragt, ob sie nicht Lust hätten, mir ein paar Fragen zu beantworten. Hatten sie.
Wer sind die Menschen hinter Wednesday Paper Works?
Chrish Klose: Jenny ist Buchbinde-Meisterin und ich bin Designerin. Zusammen kreieren wir die Welt von Wednesday Paper Works. Aber wir wären nichts ohne unsere Freunde und Familie, die uns unterstützt. Allen voran unsere fabelhafte Freundin Nike Rasche, die für uns den Vertrieb leitet.
Wie ist es, als Schwestern zusammen zu arbeiten? Und wie ist es, zu zweit kreativ zu sein?
Eine Schwester ist wie ein bester Freund, den du nicht mehr los wirst. Du weißt: Egal, was du tust, er wird immer da sein. Jede enge Zusammenarbeit ist eine intensive Beziehung, die alle Phasen von Verliebtsein, Ernüchterung und Krise kennt. Als Schwestern kennt man sich durch und durch und weiß, auf wen man sich einlässt. Da gehts weniger um Verliebtsein als um ein gegenseitiges Ineinandergreifen. Jenny und ich sind in unserer Persönlichkeit sehr unterschiedlich und ergänzen uns an den richtigen Stellen. In gewissem Sinne bin ich das Auge und sie die Hand von Wednesday Paper Works.
Was hat es mit dem Mittwoch auf sich?
Mittwoch wird im Amerikanischen auch gerne hump day genannt. Da ist die Woche auf ihrem Höhepunkt (Hump = Buckel), und ab da geht´s gefühlsmäßig ins Wochenende. Eine schöne Art, die Wochenmitte zu sehen, haben wir gedacht. Wir finden Mittwoch toll, weil unsere Produkte im Herzen Produkte sind, die das Arbeiten begleiten sollen. Aber sie haben eben auch diesen Touch von Wochenende, ohne Sonntagsmätzchen - um in der Sprache der Wochentage zu bleiben...
Wie muss man sich eure Arbeit vorstellen und wie lange dauert die Arbeit an euren Produkten?
Wir reden viel über Ideen für neue Produkte und diskutieren deren Umsetzung und Machbarkeit. Das kann ganz unterschiedlich lange dauern, bis aus einer Idee ein neues Produkt wird. Einiges trägt man schon eine ganze Weile mit sich und kniffelt daran herum, anderes wird binnen eines Tages designt, als gut befunden und in die Produktion gegeben. Das kommt allerdings eher selten vor. Auch die Verarbeitung der Produkte in der Werkstatt ist nicht immer gleich. Es kann eine kleine Veredelung auf einer Karte sein oder wie beim Baby-Journal das Anfertigen einer Schweizer Broschur mit Prägungen.
Was ist euch wichtig bei eurer Arbeit?
Wir sind beide sehr akribische Personen, die versuchen, eine Art lässigen Perfektionismus zu pflegen. Weil sich jegliche Verkrampfung irgendwie immer in dem abbildet, was man macht, versuchen wir, dem inneren Kritiker nicht allzu viel Stimmrecht zu geben. Am Wichtigsten ist uns das Miteinander. Da man soviel Zeit in und mit der Arbeit verbringt, sollte dieser Ort irgendwie auch ein kraftvoller, positiver Ort sein und keiner, der einen auslaugt. Ich freue mich jeden Tag auf meine Arbeit und auf die Menschen, mit denen ich dort zusammen bin. Minus die Tage, an denen der innere Kritiker einem mit der Peitsche einheizt und einem vor Stress ein dritter Arm wächst.
Wie fühlt es sich an, seine eigene Firma zu gründen?
Es ist toll und wahnsinnig anstrengend. Toll, weil wir eine kleine Welt mit unseren Regeln erschaffen können und wahnsinnig, weil unsere Regeln oft nicht die Regeln der Anderen sind und man sehr viel Kraft braucht, um eine Vision trotz aller Widrigkeiten wahr werden zu lassen. Wie gesagt: Jenny und ich greifen an vielen Punkten ineinander, und Buchbinden und Design lassen sich super kombinieren. Ich wusste, dass wir Wednesday Paper Works gründen würden, als Jenny, die eine sehr bedachte, klare und kritische Person ist, mit bedachter, klarer und vollkommen unkritischer Euphorie sagte: "Oh Mann, wir müssen das machen!".
In der Welt von heute ist Papier fast schon etwas Altmodisches. Reizt euch genau das?
Es ist nicht das Altmodische per se, dass die Anziehung ausmacht. Wir leben in einer schnellen, immer digitaler werdenden Welt, deren Echtzeit uns vorgaukelt, wir wären träge. Alles hat eine innere Zeit - auch Papier. Wer mit Papier arbeitet, muss Zeit mitbringen, Geduld und Bedacht. Wer sich auf Papier irrt, der hinterlässt Spuren, wer sich am Computer irrt, hat x-mal die Möglichkeit, wieder zurück an den Anfang zu gehen. Es ist diese Qualität, die Papier inne hat, die das Besondere ausmacht. Deshalb sagen wir: "Paper is good for you", denn wer sich auf dieses Medium einlässt, der hat ein Mittel der Entschleunigung in sein Leben gebracht, dass Hektik offenlegt und sogar bestraft.
Erinnert ihr euch noch daran, wie ihr euch zum ersten Mal in Papier verliebt habt?
Es war bei mir, glaube ich, zuerst die Faszination für Bilder auf Papier und dass jemand jeden Abend genau die gleichen Worte sagen kann, wenn das Buch mit den Bildern aufgeschlagen wird. Das war ein Mysterium. Später konnte man dann selber lesen, und es waren die Bücher an sich, die einen gefesselt haben. Schwarzes Feuer auf weißem Feuer - so haben es Rabbiner der Antike genannt. Das weiße Feuer ist das Papier. Und das beschäftigt mich nach wie vor.
Was lest ihr regelmäßig, gibt es bestimmte Magazine, Websites oder Blogs?
Nichts und alles. Ffffound! finden wir super und das planlose Umherstreunen im Netz, das Link-Hopping macht total Spaß. Wir haben mit Pinterest angefangen und tragen dort zusammen, was wir beim Stromern so finden. Wer gerne eine Einladung zu unseren Pinterest-Boards hätte, kann sich gerne bei uns melden (Email: post@wednesday-paper-works.com).
Gibt es ein Produkt, das euch ganz besonders ans Herz gewachsen ist?
Das variiert, aber das Babyjournal macht gerade sehr viel Laune, weil wir uns über die vielen Baby-Namen freuen, die wir auf die Bücher prägen. Wir haben angefangen, eine Liste mit allen Namen zu schreiben, die wir prägen, weil viele einfach klasse sind und wir sie nicht vergessen wollen.
Woran arbeitet ihr gerade?
An unseren ersten Blankobüchern. Es wird ab August Blankobücher in drei verschiedenen Farben und Motiven geben. Sie sind drei fantastischen Autoren gewidmet, die uns begeistert und inspiriert haben.
Kann man sich eigentlich auch an euch wenden, wenn man ganz besondere Papeterie sucht - zur Hochzeit zum Beispiel oder zu einem Geburtstag?
Auf jeden Fall. Wir sind für fast alles zu haben. Obwohl wir das bis jetzt noch nicht explizit auf unserer Seite erwähnt haben, haben wir schon einigen Menschen zu gut aussehenden Visitenkarten, klasse Einladungskarten und schicken Give-Away-Heften verhelfen können.
Falls ihr euch jetzt auch so in Wednesday Paper Works verguckt habt wie ich, könnt ihr einen Notizblock und ein Schreibheft gewinnen. Wenn ihr mir bis zum 28. Mai um 20 Uhr in die Kommentare schreibt, welches Stück Papier euch das liebste ist. Ein Notizbuch? Ein Tagebuch? Ich bin gespannt und wünsche ganz viel Glück!
Alle Fotos: Wednesday Paper Works. Portrait: Ursula Paletta.
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Vielen Dank für all die schönen Kommentaren! Gewonnen hat "Die, die sich an den kleinen Dingen des Lebens erfreut". Herzlichen Glückwunsch!