Ein paar Fragen. Auch ein paar Antworten.
#12. Deine erste kleine Liebe?
Zwei Hunde. Ein braunes Kuscheltier namens Bodo, das ich zu Weihnachten geschenkt bekam. Bodo kam überall mit hin. Wenn man die Ohren auf dem Kopf zusammenknotete und seinen Schwanz darunter klemmte, sah er aus wie ein Flugzeug. Bodo hat sehr viele Geheimnisse erfahren, und sein Fell war nach vielen Jahren der Geheimnisteilerei schon ziemlich plattgekuschelt. Ich habe nie ein anderes Kuscheltier besessen, nur dieses eine. Und: Unser Familienhund Oskar, obwohl er nicht wirklich ein Familienhund war, sondern eher ein grummeliges Raubein. Merkwürdigerweise war dieser Riesenhund manchmal unglaublich zärtlich mit mir. Oskar hat sehr viele Geheimnisse erfahren, und seine Kuschelbereitschaft war nach vielen Jahren der Geheimnisteilerei erstaunlich groß. Ich habe nie wieder einen Hund gehabt, nur diesen einen.
#13. Das schönste Geräusch?
Ich mag das Geräusch von Rasensprinklern, auch wenn ich das nur selten höre, aber das ist ein so federleichtes Geräusch. Ich mag wie es klingt, wenn Bettdecken frisch aufgeschüttelt werden. Und Geschirrklappern aus dem Nebenzimmer. Das Geräusch das Regen macht, wenn man unter einem Regenschirm steht – auch wenn ich über den Regen meistens fluche. Möwenkreischen, Schiffstuten und Wasser, das an Hafenmauern schwappt. Das Ploppen von Tennisbällen, ein Geräusch, das ich eigentlich nie höre, das mich aber an einen Parisurlaub erinnert, als wir im Jardin du Luxembourg auf einer Bank saßen, während das Kind im Kinderwagen schlief, irgendwer spielte gerade Tennis. Das Läuten von Kirchenglocken aus der Ferne. Pfannenzischen. Das naheliegendste und mir nächste Geräusch: das Lachen meiner Tochter, glucksig, kieksig, bauchig, kehlig, kicherig, quietschig, klein, riesig, zart, wild.
# 14. Was für einen Kalender benutzt du – und ist er für dich vor allem ein praktischer oder auch ein sentimentaler Gegenstand?
Ich benutze einen Kalender, den ich mir letzten Sommer in New York gekauft habe: Weiß, mit großen goldenen Punkten, für anderthalb Jahre. Letztes Jahr wollte ich den gleichen haben, aber da war er schon ausverkauft, deswegen habe ich mich unheimlich gefreut, ihn so unerwartet mitten im Hochsommer zu finden. Ich trage in diesen Kalender alle Termine ein, immer mit einem schwarzen Stift, da bin ich seltsam pingelig, aber auch Dinge, die ich nicht vergessen darf, Sachen, die zu erledigen sind, kleine Zeichnungen von Fanny oder Sätze, die sie gesagt hat. Manchmal kommt sie und fragt, ob sie auch etwas in den Kalender schreiben oder zeichnen darf, dann kritzelt sie sehr wichtige Einkaufslisten und Katzen mit Tatzen. Ich habe es ein paar Mal mit digitalen Kalendern versucht, die Sunrise-App mochte ich sogar, aber am Ende bleibe ich immer bei dem einen Kalender, der auf meinem Schreibtisch liegt. Ich habe auch noch alle Kalender der letzten Jahre, lauter schwarze Moleskines, mit ihren ersten Bildern, mit Verabredungen zum Kino, mit allen Reisen, die wir gemacht haben – doch, mein Kalender ist ein sehr sentimentaler Gegenstand.
# 15. Was schreibst du mit der Hand?
Die Liste ist viel kürzer als ich dachte, das liegt vielleicht daran, dass ich mittlerweile schneller tippe als schreibe. Also: Briefe, Postkarten, Kalendereinträge, Notizen in meinem Notizbuch, Anfänge für Geschichten, die mir schwerfallen, Korrekturen, Einkaufszettel, To-Do-Listen und Rezepte, immer mit einem 0,5 Millimeter dicken schwarzen Geltintenstift von Muji, meinem Lieblingsstift.
# 16. Ein Wort, das du magst?
Wirklich nur eines? Sehnsucht.