Name: Viola (vom wunderbaren Blog Kikabu)
Alter: 37
Mutter von: Noah (6 Jahre) und Luke (2 Jahre)
Stadt: Burgwedel, Niedersachen
Beruf: Freie Journalistin
Wie ist bei dir die Kinderbetreuung organisiert? Bist du zufrieden damit?
Mit der Kinderbetreuung für unsere Jungs bin ich sehr zufrieden. Für unsere aktuellen Bedürfnisse reicht sie vollkommen aus. Der Große hatte bis vor kurzem einen 13-Uhr-Platz in der Kita und geht ab September in die Grundschule. Dort wird er bis 12.45 Uhr betreut werden und kommt anschließend nach Hause. Der Kleine geht seit November bis 15 Uhr in die Krippe. Grundschule, Krippe und Kindergarten erreichen wir in wenigen Minuten mit dem Rad oder zu Fuß.
Unter welchen Bedingungen arbeitest du? Wie funktioniert das für dich?
In unserer Familie ist mein Mann der Hauptverdiener. Ich habe lange in Hannover als feste Freie in einer Redaktion gearbeitet. Mit dem zweiten Kind ließ sich das nicht mehr vereinbaren und es hätte sich auch finanziell für mich nicht mehr gelohnt. Im Moment arbeite ich bis mittags an kleineren Aufträgen im Home-Office. Da ich im Büro aber sehr viel effektiver arbeiten kann als Zuhause, wo die unaufgeräumte Küche und der krümelige Teppich schon auf mich warten, wäre es schon schön, irgendwann wieder in einer Redaktion oder einer Agentur zu arbeiten. Da mein Mann auch selbstständig ist und ein- bis zweimal im Jahr drei Wochen unterwegs ist, kommt ein Vollzeitjob für mich nicht in Frage.
Wie sieht ein ganz normaler Wochentag bei dir aus?
Wir stehen gegen 7.15 Uhr auf, ich gehe ins Badezimmer und mache mich fertig. In dieser Zeit spielen und malen die Kinder und es müssen die ersten kleinen Kabbeleien geschlichtet werden. Danach frühstücken wir zusammen. Der Große zieht sich selber an, der Kleine wird zum Schluss fertig gemacht, weil mir die Erfahrung gezeigt hat, dass immer noch zu viele Marmeladen-Kleckse auf den sauberen Klamotten landen. Dann bringe ich den Kleinen in die Krippe. Der Große wird im September eingeschult und ist momentan den ganzen Tag Zuhause. Bis mittags sitze ich bei mir im Büro und schreibe Texte. Anschließend mache ich uns etwas zu essen und gegen 14.30 Uhr hole ich den Kleinen aus der Krippe ab. Danach spielen die Jungs, ich räume den Geschirrspüler ein und aus, wasche Wäsche und versuche die Unordnung etwas in den Griff zu bekommen. Der Nachmittag wird dann meistens zu Hause und im Garten verbracht, wir fahren Eis essen, erledigen die Einkäufe gemeinsam und N. wird zum Judo oder zum Schwimmen gebracht. Wenn mein Mann Zuhause ist, arbeitet er ein paar Stunden im Büro und hat nachmittags Zeit für uns. Gegen 19 Uhr essen wir gemeinsam Abendbrot. Nach dem Essen beginnt für mich die schönste Zeit des Tages: Wir bringen die Kinder ins Bett, lesen ihnen etwas vor, reden oder machen Quatsch. Ab 21 Uhr ist meistens Ruhe. Oft setze ich mich dann an den Computer, arbeite noch an Texten und Posts für mein Blog und genieße einfach diese herrliche Stille. Wenn nichts mehr zu tun ist, lege ich mich mit meinem Mann aufs Sofa und wir gucken ganz profan Fernsehen, manchmal DVDs. Das Ende der Filme erlebe ich in den seltensten Fällen, weil ich einschlafe. Gegen 24 Uhr gehen wir ins Bett.
Wieviel Zeit hast du für dich - jenseits deiner beruflichen und familiären Aufgaben? Reicht sie dir?
Die vier Stunden am Vormittag und die Stunden am Abend reichen mir in der Regel aus. An manchen Tagen, wenn ich nicht gut drauf bin, reicht das aber auch nicht. Dann möchte ich mir am Liebsten den ganzen Tag die Decke über den Kopf ziehen und mal nicht Mama sein. Was mir wirklich fehlt, ist mehr Zeit mit meinem Mann: Essen gehen, uns mit Freunden treffen, mal etwas ohne Kinder unternehmen. Das kommt bei uns viel zu kurz. Ein Ausgleich zum Mama-Alltag ist bei mir tatsächlich das Bloggen geworden. Vor einem Jahr habe ich noch gesagt: "Ich habe keine Zeit für dieses oder jenes Projekt." Jetzt nehme ich mir einfach die Zeit und probiere neue Dinge aus. Das tut unglaublich gut.
Hast du dir das Muttersein so vorgestellt, wie es ist? Was hast du dir anders vorgestellt?
Als ich mit unserem ersten Sohn schwanger war, war ich so voller Vorfreude, dass ich mir damals keine großartigen Gedanken ums Muttersein gemacht habe. Ich hätte aber nie gedacht, dass ich so eine Glucke werde, die ihre Kinder kaum aus den Augen lassen kann. Ich konnte mir vorher auch nicht vorstellen, dass die Mutterliebe tatsächlich vom ersten Moment an da ist und immer, immer stärker wird.
Was empfindest du als besonders anstrengend?
Auch nach sechs Jahren kann ich mich einfach nicht an das frühe Aufstehen gewöhnen. Ich habe die typische Mutter-Schlaf-Krankheit, dass ich bei jedem kleinsten Geräusch sofort aufwache. Meine Nacht hat, wenn´s gut läuft, sechs Stunden und damit kann ich ganz gut leben. Besonders anstrengend sind die kleinen Reibereien zwischen den Kindern, wobei die wirklich noch klein sind. Ich habe aber manchmal das Gefühl, dass meine Nerven mit den täglichen Herausforderungen nicht stärker, sondern eher schwächer werden. Und die ständigen Diskussionen mit unserem Großen um Fernsehen, Essen, ins Bett gehen und andere Dinge machen mich an manchen Tagen wahnsinnig.
Was macht dich besonders glücklich?
Es sind die kleinen Dingen, die mich so richtig glücklich machen: Mit dem Kleinen abends am Planschbecken sitzen, den Mond ansehen und gemeinsam ein Schlaflied singen. Dem Großen bei seinen ersten Rapversuchen zuhören. Zu sehen, dass sich die Jungs trotz vieler kleiner Streitereien sehr lieb haben. Abends mit meinem Mann die Stille auf unserer Terrasse genießen. Ein gemeinsamer Ausflug. Wir sind sehr dankbar und glücklich, dass wir zwei gesunde und unglaublich süße Kinder haben.
Welches Verhältnis hast du zum Vater deiner Kinder? Wie haben die Kinder dieses Verhältnis verändert?
Ich habe meinen Mann mit 24 kennengelernt. Für uns war von Anfang an klar, dass wir Kinder haben möchten, nur wann, wussten wir nicht so genau. Ich habe erstmal mein Studium abgeschlossen und ein paar Jahre als Journalistin gearbeitet. Bis dahin haben wir unser gemeinsames Leben als Paar sehr genossen. Nach sechs Jahren Beziehung war uns klar: "Jetzt möchten wir ein Kind". 2006 wurde unser erster Sohn geboren, knapp vier Jahre später dann der zweite. Wir haben uns also viel, viel Zeit genommen. Jetzt mit zwei Kindern läuft der Alltag ziemlich routiniert und die Zweisamkeit kommt eindeutig zu kurz. Abends mal essen gehen oder spontan mit Freunden treffen, schaffen wir nur wenige Male im Jahr. Weil wir uns aber sehr gut kennen und uns absolut aufeinander verlassen können, meistern wir auch sehr schwierige und anstrengende Zeiten.
Hast du das Gefühl, dass die Gesellschaft, die Politik, Menschen mit Kindern ausreichend unterstützt? Was müsste deiner Meinung nach besser werden?
Ich finde es gut, dass es ab 2013 für unter 3-Jährige den Anspruch auf einen Krippenplatz gibt, wobei ich mir sehr sicher bin, dass der bundesweite Ausbau nicht rechtzeitig fertig werden wird. Wir haben bei uns in einer wohlhabenden Kommune viel Glück gehabt, dass wir ohne Wartezeit einen Platz bekommen haben. In Hannover sieht es da schon sehr viel chaotischer aus, von anderen Großstädten ganz zu schweigen.
Was mich wirklich nervt ist, dass viele Eltern ihre Kinder schon früh mit einem vollen Terminplan überfordern. Sätze wie "Meine Tochter kann nicht mehr zum Schwimmen gehen, weil sie einen Burnout hat" will ich nicht hören. Das Mädchen ist übrigens sechs! Mein Sohn hört oft stundenlang Hörspiele, jagt Monster im Garten und ist rundum zufrieden.
Was hast du durchs Muttersein über dich und die Welt gelernt, dass du vorher nicht wusstest?
Über mich, die eigentlich immer müde ist, habe ich gelernt, dass ich für meine Kinder nie gekannte Energien freisetzen kann. Nur drei Stunden geschlafen? Kind seit Tagen mit hohem Fieber? Ich bin hellwach! Und dass ein starker Zusammenhalt in der Familie und gegenseitiger Respekt alles ist.
Du hast 48 Stunden kinderfrei: was tust du?
Ich steige mit meinem Mann in einen Flieger und düse Richtung Kopenhagen, Barcelona oder eine andere tolle europäische Stadt in ein wunderschönes Hotel mit Sauna und Whirlpool. Wir schlafen lange aus, frühstücken ausgiebig, bummeln ohne bestimmtes Ziel durch die Stadt, trinken einen Kaffee und essen abends in einem tollen Restaurant. Wie ich uns kenne, werden wir schon am ersten Abend unserer Kinder furchtbar vermissen, genießen aber trotzdem unsere kinderfreie Zeit und nehmen und ganz fest vor, mal nicht über die Jungs zu reden. Das ist mein persönlicher Wunschtraum. Wahrscheinlicher ist, dass wir nach Hamburg fahren und es uns dort gut gehen lassen.
Was würdest du einer Frau sagen, die sich fragt, ob sie Mutter werden soll?
Hör auf dein Herz! Wenn du dir ein Baby wünschst, ist der Zeitpunkt irgendwann einfach da und Fragen wie "Ist jetzt genau der richtige Zeitpunkt?", "Was ist mit meinem Job?", "Werde ich eine gute Mutter sein?" treten plötzlich in den Hintergrund. Ich kann natürlich nur aus meiner eigenen Erfahrung sprechen. Und ich würde ihr sagen, dass sie ein Kind aus den richtigen Gründen bekommen soll. Das hört sich seltsam an, ich weiß. Aber Kinder sind nicht dazu da, eine instabile Beziehung zu flicken, eine Jobflaute oder eine schwierige Lebensphase zu überbrücken. Also: Hör auf dein Herz!
Vielen Dank, liebe Viola!
Ein schönes Wochenende!